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Warum ich WhatsApp den Rücken gekehrt habe.

Anton Platt
Anton Platt

Es ist einfach so – man kommt ohne Messaging-Dienste nicht aus, wenn man „in touch“ bleiben will. Aber die Vielzahl der Dienste gepaart mit der Erwartungshaltung immer gleich antworten zu müssen kann ordentlich nerven. Ich bekenne mich dazu: ich bin ein Anhänger der „ein-einziger-Dienst-ist-genug“-Philosophie. Und da ist mir Signal eben weitaus lieber, als WhatsApp.

Nachdem sich WhatsApp mit der Ankündigung, seine Privacy-Richtline massiv zu verändern ein veritables Eigentor geschossen hat, ist jetzt eine genügend große Anzahl meiner Kontakte auf Signal. Endlich kann ich WhatsApp also abschalten, ohne mich in die soziale Selbstisolation zu begeben.

Was sind meine Beweggründe? Ich gehe nicht davon aus, dass bei Signal nur Heilige sitzen. Aber das Geschäftsmodell und die Besitzverhältnisse geben mir im direkten Vergleich weniger Anlass zur Sorge. Signal wird von der Signal Foundation, einer non-profit Organisation als Open-Source-Software entwickelt, die Server werden von der Signal Messenger LLC betrieben. Bei einem Open-Source-Projekt können alle, die es wollen, im Programmcode nachsehen, ob das was in diesem Fall Signal verspricht auch hält und Verbesserungen vorschlagen. Die Finanzierung erfolgt praktisch nur über Spenden. Teilweise sind das staatliche Institutionen, aber der Großteil bleibt (leider) im Hintergrund. Da ist die Versuchung Nutzerdaten kommerziell zu nutzen halt wesentlich geringer als bei einem kommerziellen Anbieter aus dem Facebook-Konzern.

Die kommerzielle Nutzung von Userdaten ist für sich genommen ja nichts Böses. Wie heißt es so schön: vieles im Leben ist umsonst, aber nichts ist gratis. Bei WhatsApp muss ich eben damit rechnen, dass ich für den Dienst mit meinen Daten bezahle. Und das will ich nicht.

Ja, die Server von Signal stehen in den USA und unterliegen somit dem Zugriff der NSA. Aber da Signal wesentlich weniger Metadaten speichert, als WhatsApp können sie beim besten Willen nicht viele Daten preisgeben, auch wenn Gerichte sie dazu verpflichten. Damit sind sie den US-Justizbehörden ein Dorn im Auge. Ich bin mir bewusst, dass man das Thema so oder so sehen kann. Ich bin froh, dass es eine Möglichkeit gibt, Big Brother ein wenig aus dem Weg gehen zu können. Wenn man so verfolgt, wofür manche im BVT so Zeit hatten, kann man das glaube ich nicht als Verfolgungswahn abtun.

Aus User-Sicht ist Signal vielleicht nicht ganz so benutzerfreundlich wie WhatsApp. Das ist das scheints unlösbare Dilemma „Sicherheit“ und „Convenience“: je einfacher etwas für den User ind er digitalen Welt ist, umso größer sind die Sicherheitsrisiken. Ich glaube, Signal hat die Balance recht gut hinbekommen.

Für Nerds empfehle ich einen Artikel im TIME-magazine der die Details recht gut aufbereitet. Bis bald also auf Signal!

Tony Platt ist NEOS-Gemeinderat und Digitalisierungsbeauftragter der Marktgemeinde.

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