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Raumordnung: wo ist die Vision?

Sabine Schober, Expertin für Raumordnung und Städteplanung, hat sich das örtliche Raumordnungsprogramm etwas genauer angesehen. Was ihr fehlt: der große Wurf, die Vision, der Plan, wo es mit unserem Ort hingehen soll.

Ich gebe es zu, ich bin Migrantin (von Wien nach Perchtoldsdorf): Ich lebe erst seit rund 20 Jahren im Ort, fühle mich sehr wohl und aufgenommen in dieser Gemeinde und habe mich angesichts der gegenwärtigen Polarisierung in der Gesellschaft kürzlich entschlossen, den NEOS, der meiner Ansicht nach derzeit einzigen Partei mit Hirn und sogar Herz, beizutreten. Ich möchte auf Gemeindeebene der Gesellschaft etwas von dem zurückzugeben, was mir im Laufe meines Lebens zugutekam. In diesem Zusammenhang habe ich mich – auch bedingt durch meine berufliche Ausrichtung - mit den Änderungen des örtlichen Raumordnungsprogrammes auseinandergesetzt. Während mir der Großteil der geplanten Änderungen logisch erscheint, finde ich die vorgesehen Verbreiterung der Ambros Rieder-Gasse in Zeiten, wo der Verkehr eigentlich reduziert werden sollte, nicht besonders sinnvoll. Die Straße ist teilweise recht eng, für Durchgangsverkehr daher grundsätzlich ungeeignet. Eine - deutlich günstigere als die vorgesehene - Lösung einer Straßenverbreiterung wäre die Einrichtung einer Begegnungszone oder Wohnstraße für das Straßenstück, wo dann halt alle aufeinander aufpassen müssen, was sicherlich möglich ist! Die Auswirkungen auf die umliegenden Gassen müssen selbstverständlich im Detail durchdacht und entsprechende Maßnahmen vorgesehen werden.

Sollte im Rahmen des Ausbaus der Südbahn wünschenswerter Weise eine P&R-Anlage (auf Brunner Gemeindegebiet) entstehen, wäre hier eine Zufahrtsbeschränkung meiner Ansicht nach kontraproduktiv. Hingegen sehe ich nicht ganz ein, warum der Vierbatz zukünftig bis zu 25% mit landwirtschaftlichen Gebäuden „verbaubar“ sein soll, was Bodenversiegelung im großen Stil bedeuten würde. Maximal 10% Bebauungsdichte (inkl. von allfälligen Verkehrsflächen) wären hier mehr als ausreichend!

Was mir allerdings bei den tendenziell kleinteiligen Abänderungen des örtlichen Raumordnungsprogrammes als Bürgerin sehr abgeht, ist der Mut, mutig neue Wege zu beschreiten, was in Hinblick auf die Herausforderungen, denen wir uns in Zukunft zu stellen haben, unumgänglich ist. Was mir also bei den geplanten Änderungen des örtlichen Raumordungsprogrammes fehlt, sind weitreichendere, zukunftweisende – und möglicherweise auch unbequeme  –  Maßnahmen:

  • Bodenentsiegelungsvorschriften (also nicht nur Carportflächenbeschränkungen, die begrüßenswert sind, sondern auch Beschränkungen des völligen Zubetonierens von Vorgärten mit Alibipflanztrog), die private und besonders gewerbliche Flächen betreffen, wie z.B.: Wenn eine Gewerbeimmobilie verfällt bzw. mindestens 5 Jahre ungenutzt herumsteht, müsste das Gebäude abzureißen sein und das Grundstück auf Kosten des Eigentümers zu renaturieren. Bei neuen Bodenversiegelungen wären gleichwertige Flächen zu renaturieren, zu begrünen oder unter Schutz zu stellen.
  • Bei Neubauten wären verpflichtende PV-Anlage auf dem Dach, Förderung von Speichermedien und Energiegemeinschaften vor Ort, um das Stromnetz nicht unnötig zu belasten, vorzuschreiben.
  • Bei bestehenden (dzt. zubetonierten) Parkplätzen wäre eine dichtere Begrünung zu fördern/forcieren und wenn möglich, bei bewilligungspflichtigem Umbau die Überdachung mit PV-Anlagen (wenn eine Begrünung/Entsiegelung nicht möglich ist) vozuschreiben.
  • Mobilität und Verkehr: Begegnungszonen im Zentralbereich der Marktgemeinde und/oder von Subzentren kommen im örtlichen Raumordnungskonzept nicht vor, wären aber im Sinne der Mobilitätsanforderungen der Zukunft zumindest zu diskutieren. Dies gilt auch für ein dichtes, funktionierendes Alltagsradwegenetz!
  • Auch die Attraktivierung des Perchtoldsdorfer Zentrums wird im örtlichen Raumordnungskonzept nicht erwähnt, und dies vor dem Hintergrund einer steigenden Leerstandsrate in einer Gemeinde, die im „Windschatten der SCS“ attraktiv bleiben muss. Best Practice Beispiele gibt es ja in der Nähe, z.B. die Mödlinger Innenstadt!

Wir NEOS stehen mir unseren Ideen bereit, dies alles zu diskutieren und Maßnahmen auch umzusetzen. Bitte nehmen Sie daher mit Ihren Ideen Stellung zu den Änderungen des Raumordnungsprogrammes, um die Lebensqualität vor Ort zu verbessern!

 

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