Gleich zu Beginn ein Geständnis: ich fahre Auto, Motorrad, Fahrrad, besitze eine Jahreskarte der Wiener Linien und bewege mich auch auf zwei Beinen fort. Somit gehöre ich zur Spezies der „polymorphen Verkehrsteilnehmer“ (© Robert Treichler) und darf für mich in Anspruch nehmen, Mobilität aus vielen Perspektiven zu erleben und zu kennen.
Die Wahl, womit ich unterwegs bin, treffe ich(meist) bewusst: wenn ich in der Stadt zu tun habe, hoffe ich auf gutes Wetter, damit ich zum Bahnhof Liesing radeln und dort in die Schnellbahn steigen kann. Ich finde es viel entspannender, Wege im Ort zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erledigen als mit dem Auto. Wenn es darum geht, bei Schlechtwetter den Wochenendeinkauf zu erledigen, bin ich heilfroh um mein Auto. Ich glaube, ich treffe meine Entscheidungen bewusst und ja, auch der Gedanke CO2 wo es sinnvoll geht einzusparen ist mir wichtig.
Angebote für zeitgemäße Mobilität schaffen statt Verkehrsteilnehmer*innen gegeneinander ausspielen
Damit ich meine Entscheidung bewusst treffen kann, brauche ich von der Gemeinde Angebote, wie ich meine Mobilität gestalten kann. Und genau darum geht es mir: ich will nicht mit erhobenem Zeigefinger ermahnt werden, dass ich gefälligst mit dem Fahrrad zu den Wiener Öffi-Endpunkten pendeln soll, auch wenn es schüttet oder ich kiloweise Präsentationsunterlagen mitschleppen muss. Verkehrspolitik in Perchtoldsdorf muss den vielfältigen Anforderungen unserer Bevölkerung gerecht werden und darf sich nicht nur eindimensional auf „Fahrrad“ konzentrieren.
In den kommenden Wochen stehen zahlreiche Entscheidungen an, die unsere Mobilität für die kommenden Jahre beeinflussen werden: Erweiterung der Kurzparkzone, Vertragsverhandlungen mit dem Ortsbus, Entscheidung über die weitere Vorgehensweise beim Postbus Shuttle. Mittelfristig geht es darum, dass der Ausbau der Südbahn und die unweigerlich notwendigen Begleitmaßnahmen zum Vorteil und als Chance für Perchtoldsdorf geplant und umgesetzt werden.
Fakten statt ideologischer Scheuklappen
Alle diese Entscheidungen, so denkt man sich als Bürger*in, werden nach reiflicher Überlegung und Diskussion der verschiedenen Standpunkte und Möglichkeiten auf Basis von Fakten getroffen. Auch wenn ich – so ist die gesetzliche Lage in Niederösterreich – nicht erzählen darf, wie die Diskussionen und die die Entscheidungsfindung im zuständigen „Mobilitäts- und Nachhaltigkeitsauschuss“ (Vorsitzender: Vizebürgermeister Apl, Grüne) laufen, so viel darf ich sagen: es spielt sich ganz anders ab.
Als Oppositionspartei hat man in so einer Situation drei Möglichkeiten: resignieren, Fundamentalopposition mit haarsträubenden, halbwahren Argumenten betreiben oder konstruktiv immer wieder einen Anlauf nehmen, zu versuchen, verkrustete oder ideologisch verengte Denkmuster aufzubrechen. Für uns NEOS und mich ist nur die zuletzt genannte Möglichkeit akzeptabel. Darum bringen wir uns sowohl im Ausschuss als auch im Gemeinderat mit konkreten Vorschlägen ein. Unsere dringlichen Anträge im Gemeinderat werden auch angenommen und in den zuständigen Mobilitätsausschuss verwiesen. Und wie sie dort diskutiert werden? Hoffen wir auf eine Entwicklung zum Besseren.
Die Bürgermeisterin trägt Mitverantwortung
Das ist der Punkt, an dem auch die Frau Bürgermeisterin in die Pflicht genommen werden muss. Als Ortschefin ist sie verpflichtet, dafür zu sorgen, dass Beschlüsse des Gemeinderates umgesetzt werden. Und genau das fordern wir ein. Ja, wir wissen selbst, dass es nicht immer einfach ist und dass man dafür kreative Wege gehen muss. Mitunter muss man auch versuchen, bestehende, nicht mehr sinnvolle gesetzliche Regelungen zu ändern. Dabei kann man auch scheitern – dieses Risiko dürfen und müssen Politiker*innen eingehen, die etwas bewegen wollen. Wer immer nur danach schielt, wie man es möglichst allen recht macht und so wenige Wähler*innen wie möglich potentiell verärgert, wird die Zukunft nicht gestalten, sondern nur verwalten.
Hier eine Zusammenstellung von NEOS Vorschlägen und Forderungen zum Thema Mobilität, die darauf warten, ernsthaft diskutiert und hoffentlich auch umgesetzt zu werden.
- Mobilität umfassend denken –„ Mobilität 2030“ als Basis für ein Gesamtverkehrskonzept nutzen.
- Kernzone 100 auf Perchtoldsdorf ausweiten.
- VOR-Tickets für Student*innen fördern.
- Kurzparkzone für alle Perchtoldsdorfer*innen öffnen.
- Attraktive Radrouten im Ort schaffen
Und zum Abschluss wie immer unsere Bitte: unterstützen Sie uns, indem Sie unsere Forderungen und Argumente mittragen, weitererzählen und teilen.