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Aus dem Nationalrat: Wir plädieren für offene Schulen

Martina Künsberg Sarre
Martina Künsberg Sarre

Die vergangenen Wochen waren für uns alle mehr als bewegt. Wir haben am 2. November einen schrecklichen Terroranschlag in Wien erlebt. Es wurde uns auf tragische Weise gezeigt, wie verwundbar wir als Gesellschaft sind. Am Tag danach ist der Soft-Lock-Down in Kraft getreten, der ursprünglich „nur“ bis zum 30. November dauern sollte. Die Oberstufen wurden auf Distance Learning umgestellt.

Wir setzen uns seit Monaten für offene Schulen ein, weil Schulen eben nicht einfach nur Orte des Lernens, sondern auch Orte der Begegnung und des sozialen Austauschs sind. Wie wir aus Studien zum Lockdown im Frühjahr wissen, gibt es einen nachhaltigen Bildungsverlust, und die Bildungsschere geht vor allem für Kinder aus sozial schwächeren Gesellschaftsschichten weiter auf. Das wollen wir nicht! Wir haben gelernt, dass ein Schullockdown weitreichende soziale, psychische und wirtschaftliche Auswirkungen hat und dass es für Eltern unmöglich ist, Job, Distance Learning und Betreuung für einen längeren Zeitraum unter einen Hut zu bringen. Unsere Petition für offene Schulen (www.offeneschulen.at) hat innerhalb weniger Tage mehr als 35.000 Unterschriften verzeichnet.

Am 14. November hat die Bundesregierung den „harten Lockdown“ vom 17. November bis zum 6. Dezember angekündigt. Der Handel musste schließen und alle Schulen wurden auf Fernunterricht umgestellt. Das hätte, soweit es die Schulen betrifft, nicht sein müssen, wenn man rechtzeitig, wie von uns seit Monaten gefordert, die richtigen Maßnahmen wie Schutz der Lehrerinnen und Lehrer durch FFP2 Masken und eine stringente Teststrategie mit Ergebnissen innerhalb von 24 Stunden, eine Ausdünnung der Klassen durch Hybridunterricht, gestaffelten Schuleinlass, Ausweichquartiere, entsprechende Lüftungskonzepte etc. gesetzt hätte. Zahlreiche Expert_innen wie etwa der Dachverband der Kinderärzt_innen, AGES, Psycholog_innen und sogar die Corona-Kommission der Bundesregierung haben für ein Offenhalten der Schulen plädiert. Andere Länder wie Irland haben diese Maßnahme längst umgesetzt und konnten auf diese Weise die Schulen offenhalten!

Im Nationalrat waren die letzten Wochen intensiv und hauptsächlich von den Budgetberatungen geprägt. Das Bildungsbudget ist meiner Ansicht nach mutlos, uninspiriert und nur eine Fortschreibung der letzten Jahre. Maßnahmen, die es in der Coronakrise dringend bräuchte, wie zusätzliches pädagogisches und psychosoziales Personal oder Förderstunden zur Abfederung des Bildungsverlustes sind darin überhaupt nicht abgebildet. Die Regierung hat Hilfspakete für zahlreiche Wirtschafts- und Gesellschaftsbereiche verabschiedet und nimmt 2020 und 2021 über 50 Mrd. Euro neue Schulden auf. Wir fordern, dass auch ein Soforthilfepaket für die Bildung geschnürt wird, damit jene Generation nicht vergessen wird, die diese Schulden einmal zurückzahlen muss. Mit 450 Mio. Euro könnten Förderstunden aufgestockt, Sozialarbeiter_innen und Psycholog_innen eingestellt, Lehrstellen gefördert, Bildungs-NGOs und Open-Source-Lernplattformen unterstützt und Ferien-Lerncamps finanziert werden. Im Unterrichtsausschuss bringen wir entsprechende Anträge ein. Wir werden sehen, welchen Stellenwert die Regierung der Bildung beimisst.  

Es bleiben also herausfordernde Zeiten für jeden und jede von uns, aber auch für uns als Gesellschaft insgesamt. Doch es gibt auch erfreuliche Nachrichten wie die erste rot-pinke Fortschrittskoalition in Wien mit Christoph Wiederkehr als Vizebürgermeister und Bildungsstadtrat. Ich freue mich auf zukunftsweisende Projekte vor allem auch für die Schulen und Kindergärten.

Einen schönen Advent und die besten Wünsche für ein gesundes besinnliches Weihnachtsfest!

Martina Künsberg Sarre ist Perchtoldsdorferin und Bildungssprecherin der NEOS im Nationalrat.

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