Bildung
Österreichs Bildungssystem steht trotz hoher Ausgaben nur im Mittelfeld. In Wiener Neustadt, das von der Stadtregierung als "Bildungsmetropole" tituliert wird, sieht es nicht besser aus. Die „Bildungsoffensive“ von ÖVP, FPÖ und SPÖ ist ein Etikettenschwindel auf Kosten der Kinder und Betreuer:innen. Was Wiener Neustadt wirklich braucht, ist eine langfristige und realistische Strategie mit klaren Qualitäts- und Etappenzielen.
Bauen, als gäbe (k)ein morgen
Seit Jahren haben wir auf den Stillstand im Bildungssystem aufmerksam gemacht, insbesondere in Kindergärten und Krippen. Erst seit letztem Jahr sehen wir eine Veränderung, obwohl der Bedarf - vor allem bei frischgebackenen Eltern - schon lange nicht mehr hinterherkommt. Offiziell wird behauptet, dass für alle Kinder zwischen 0 und 6 Jahren Betreuungsplätze zur Verfügung stehen. Dies wurde letztes Jahr in der gesamten Stadt groß beworben [1].
In Wirklichkeit werden zusammengerechnet 67,15 Prozent aller 0-6-Jährigen in unserer Stadt betreut. Der Bedarf von Betreuungsplätzen für Drei- bis Fünfjährige ist seit 2015 abgedeckt, VIF-konform sind zirka ⅔ der Einrichtungen, der Wert steigt stetig. Die Besuchsquoten von Null-bis-Zweijährigen steigen seit letztem Jahr durch den Ausbau der Kapazitäten, dafür stagniert die Anzahl von VIF-konformen Einrichtungen [1]. Es gilt Quantität vor Qualität. Es zählen nur große Schlagzeilen und hübsche Pressefotos mit Spatenstich. Das führt zu mehr Problemen, als gelöst werden.
Was bringt diesen massiven Ausbau, wenn der Personalmangel bei Lehrkräften immer schlimmer wird? In den nächsten 5 Jahren gehen ⅓ aller Lehrkräfte in Österreich in Pension [2]. Die Regierung steht vor einer enormen Nachbesetzungs-Welle. Es braucht nicht nur steig neue Eröffnungen von Kindergärten. Man hätte viel früher damit anfangen müssen, mehr Bildungsplätze für Kindergarten-, Hort- und Elementarpädagog:innen zu schaffen.
Lehrkräftemangel als größte Herausforderung
Neben einer Nachbesetzungs-Offensive wollen wir für 20.000 zusätzliche Lehrkräfte sorgen, um vor allem in den Kindegärten und Ganztagsschulen weitere Reformen setzen zu können. Es braucht eine mehr Anreize bei der Rekrutierung: Vollzeitbonus; bessere Anrechnung von Dienstzeiten, laufende Weiterbildung, Unterstützung und Aufstiegsmöglichkeiten für Quereinsteiger in den Lehrberuf; Abbau von Bürokratie und mehr administratives Personal an jeder Schule nach dem Vorbild von Wien: Schulpsycholog:innen, Sozialarbeiter:innen und School Nurses vor Ort.
In unserer Stadt haben wir mehrere Hebel, um einen Beitrag zur Ausbildungsoffensive zu leisten. Gerade die Kollegausbildung muss attraktiver werden, da dort die Übertrittsrate in den Beruf deutlich höher ist. Wir schlagen dazu eine Werbeoffensive und eine Reduktion des Schulgeldes am zweiten Bildungsweg vor. Weiters muss die Früherziehungsausbildung an der BAfEP gestärkt werden, damit Kleinkinder-Gruppen mit ausreichend Früherziehungspädagog:innen gegründet werden können.
Digitalisierung und Bürokratieabbau
90% der Lehrer:innen möchten an ihrem Arbeitsplatz etwas ändern und nennen vor allem die Bürokratie [3]. Hier müssen Bund, Länder und Gemeinden gemeinsam handeln, um den administrativen Aufwand an den Schulen zu reduzieren. Die pädagogische, finanzielle und personelle Schulautonomie muss österreichweit gestärkt werden.
Unsere Schulen müssen ins 21. Jahrhundert geholt werden. Unsere Stadt gibt jedes Jahr fast eine Viertel Million Euro für Porto aus. Würden die monatlichen Rechnungen digital verschickt, könnte man dieses Geld sinnvoller investieren. Etwa für mehr in digitale Endgeräte samt Weiterbildung von Pädagog:innen, damit sie diese didaktisch wertvoll einsetzen können.
Sicherheit und Mobilität
Ohne Auto kommt man nicht weit in unserer Stadt. Die Stadtregierung grenzt sich bewusst selbst den Spiel- und Handlungsraum ein, wenn es um den Ausbau moderner Infrastruktur geht. Statt ewig leerer Versprechen und Taten muss jetzt in unsere Zukunft investiert werden. Es kann nicht sein, dass Eltern vor Schulen m Stau stehen müssen, weil der Bus überfüllt ist, regelmäßig Verspätung hat oder erst gar nicht im Stadtviertel fährt. Es kann nicht sein, dass Eltern sich nicht trauen, ihre Kinder mit dem Rad fahren zu lassen, da es keine scheren Radwege gibt.
Wir NEOS wollen klimafitte Mobilität für alle Generationen ermöglichen. Dazu braucht es ein einheitliches Radnetz durch Lückenschlüsse und den Ausbau qualitativ hochwertiger Radwege. Es braucht ein modernes Bussystem mit effizienter Linienführung von Montag bis Sonntag, samt Abendfahrten und Taktverdichtungen für junge Menschen. Die Verkehrssicherheit im Umfeld von Kindergärten und Schulen muss erhöht werden. Herfür können wir bereits auf Erfolgsmodelle in unserer Stadt blicken: Vor der Volksschule Sta. Christina gibt es "Elternhaltestellen" sowie temporäre Halte- und Fahrverbote an Schultagen. Bei den meisten unserer Bildungseinrichtungen, gerade vor den Kindergärten, fehlen ähnliche Maßnahmen. Begegnungszonen können ein ebenso taugliches Mittel sein, um die Verkehrssicherheit für Kinder und Eltern zu Fuß und am Rad zu verbessern. Es braucht begleitende technische Maßnahmen wie Bodenschwellen oder Fahrbahnverengungen, um auch vor rücksichtslosen Verkehrsteilnehmer:innen wirksam zu schützen.
Integration
Deutschförderklassen haben aber ihr Ziel verfehlt. Dabei beginnt Integration mit dem Erlernen unserer Sprache. Bürgermeister Schneeberger träumt von seiner Zeit mit Sebastian Kurz, als diese eingeführt wurden. Dabei lässt er die Realität zurück. Der Anteil der nicht-deutsche Umgangssprache liegt in unseren Volksschulen bei 50,5 Prozent [4]. Die Stadtregierung hat versprochen [5] und versäumt, eine umfassende Sprachförderung in Kindergärten zu etablieren. Das Resultat davon sehen wir alltäglich am Bahnhof und nachts im gesamten Stadtgebiet. Mit falscher Härte – Erinnerung an die Fotoshow mit Innenminister Karner am Hbf. - kommen wir nicht weiter. Stattdessen müssen wir junge Migrant:innen besser fördern und fordern.
Wir fordern wir einen bundesweiten Chancenindex. Schulen mit einem hohen Anteil an Kindern aus bildungsfernen Familien und/oder mit Migrationshintergrund sollen mehr finanzielle Mittel für Personal, Sprachförderung und innovative Projekte erhalten. Zudem müssen an diesen Schulen kostenlose Ganztagsplätze angeboten werden, damit die Sprachförderung intensiviert und die soziale Vererbung von Bildungschancen eingedämmt wird. Zusätzlich sollten verpflichtende Werte- und Orientierungskurse für Zugewanderte eingeführt werden, die Respekt für den Rechtsstaat, Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit, Gleichwertigkeit von Frau und Mann und die Freiheit der sexuellen Orientierung vermitteln und individuell begleitet werden, um eine nachhaltige Integration zu gewährleisten.
[1] Stadt Wiener Neustadt „KINDER Neustadt": Kostenlose Betreuung für alle zwischen 0 und 6 Jahren (11. Oktober 2023)
[2] STATISTIK AUSTRIA, Monitoring-Bericht – Statistik über die elementare Bildung und das Hortwesen 2023/24
[3] Public Opinion Strategies Lehrer:innen-Umfrage im Auftrag des NEOS Parlamentsklub, 19 April bis 10, Mai 2023, 700 Befragte, +/- 3,7%
[4] Public Opinion Strategies Lehrer:innen-Umfrage im Auftrag des NEOS Parlamentsklub, 19 April bis 10, Mai 2023, 700 Befragte, +/- 3,7%
[5] STATISTIK AUSTRIA, Bildung in Zahlen 2022/23 - Schlüsselindikatoren und Analysen
[6] Stadt Wiener Neustadt, „Erfolgreiche Bilanz der ‚Deutschförderklassen‘ in der Stadt“ (14. Dezember 2022)