Das neueste Projekt aus der Feder von Schwarz- Blau-Rot hat starken Unmut in der gesamten Stadt ausgelöst. Wir sehen die Neugestaltung der Grazer Straße aus mehreren Gründen kritisch. Anstatt die letzten Jahre gezielt zur nachhaltigen Verbesse- rung von Schul- und Arbeitswegen sowie einer mo- derneren Mobilität zu nutzen, wird nun kurz vor der Wahl ein neues „Leuchtturmprojekt“ in den Ring geworfen, das mehr Probleme schafft als es löst.
Allein die Intention hinter dem Rückbau ist fragwürdig. Warum plant man einen pompösen - und vor- aussichtlich teureren Umbau mitten im Zentrum, wenn allgemein bekannt ist, dass die Anrainer der Pottendorfer Straße und Nestroystraße am meisten unter dem Verkehrsdruck leiden?
Es ist zu befürchten, dass der Verkehr noch chaotischer wird, sollte das Projekt wie geplant umgesetzt werden. Kein vernünftiger Mensch fängt damit an, eine (Haupt-)Straße zurückzubauen und die Bürge- rinnen und Bürger im Stau stehen zu lassen, ohne Alternativen anzubieten. Die erhoffte Entlastung der Grazer Straße durch die Ostumfahrung wird selbst laut Verkehrsstudie des Landes nur minimal sein. Wie sich die neue Variante in das städtische Straßennetz fügt, bleibt offen.
Es fehlt bis heute ein tragfähiges Gesamtverkehrskonzept, um den übermäßigen Autoverkehr zu reduzieren und Alternativen zum Auto zu bieten. Der Stadtentwicklungsplan und sein Verkehrskonzept sind wertlos. Nicht ohne Grund wurden die darin gelisteten Maßnahmen vom Rechnungshof zerpflückt. Was fehlt sind attraktive Alternativen, die den Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr für alle Bür- gerinnen und Bürger zur echten Option machen: Sichere und flächendeckende Rad- und Gehwege. Zuverlässige Buslinien mit attraktiver Taktung - 7 Tage die Woche, bis spätabends. Erst dann geht sich ein solcher Rückbau zahlentechnisch aus. Sonst schaffen wir uns nur mehr und längere Staus.
Es besteht die Hoffnung, dass es sich hier nicht um einen ernstgemeinten Plan handelt. Seit Jahren reihen sich solche Projekte in die lange Liste der von Bürgermeister Schneeberger angekündigten, doch nie umgesetzten Bauten, ein. Die Stadtregierung muss endlich beweisen, dass sie langfristig tragbare Mobilitätslösungen schaffen kann und nicht nur Wahlversprechen macht, die später unter den Tisch fallen.